Die Ergebnisse des Projekts

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Wegen der sehr ungünstigen Wetterbedingungen, besonders in Europa, aber auch in großen Teilen Süd- und Nordamerikas, konnten nicht so viele Teilnehmer wie erhofft den Transit beobachten und mit eigenen Fotos zum Projekt beitragen. Aber die meisten derjenigen, die Bilder hochgeladen haben, die sie nahe bei den vorgeschlagenen Zeitpunkten aufgenommen hatten, haben sich an die vorgeschlagene Methode der Mehrfachbelichtung gehalten, durch die es möglich wird, die Orientierung der Bilder genau zu bestimmen. Dadurch konnte auch auf Bildern, die unter schlechten Sichtbedingungen aufgenommen worden waren, die parallaktische Verschiebung von Merkur relativ zur Sonne sichtbar gemacht werden.

Die besten Ergebnisse einzelner Teilnehmer/Gruppen

Die folgenden Bilder stehen für die besten Ergebnisse derjenigen Teilnehmer, die Reihen von Aufnahmen machen konnten, die sich gut ausrichten ließen. Weitere Ergebnisse sind auf der Seite Erste Ergebnisse zu finden.
Die Bilder in der ersten Spalte sind Originalfotos mit ihrer ursprünglichen Orientierung. Um Merkurs Position vor der Sonne auf einem Foto mit der auf einem Foto vergleichen zu können, das an weit entfernten Orten aufgenommen wurde, müssen beide Bilder genau dieselbe Orientierung haben. In diesem Projekt wurde die Ost-West-Richtung dadurch bestimmt, dass zwei Fotos mit einem gewissen (rechte Spalte).zeitlichen Abstand nacheinander mit festgehaltener aufgenommen wurden (mittlere Spalte). Die erfolgreichen Beobachter konnten eine Überlagerung aus ihren Fotos erstellen, nachdem sie alle eingenordet hatten (rechte Spalte).

Originalbilder
mit ihrer ursprünglichen Orientierung
"Doppelbelichtungen"
(überlagerung zweier Fotos)
Selbst hergestellte Transit-Serien
Altenholz, Deutschland
Rainer Anton
14:30 UT13:48 UT13:37 - 15:00 UT
Bariloche, Argentinien
Guillermo Abramson
13:14:59 UT13:14:59+13:15:59 UT12:45 - 18:00 UT
Leiferde, Deutschland
B. Brandt
12:59:59 UT12:59:59+13:02:29 UT12:44:59 - 14:14:58 UT
Medellín, Kolumbien
Enrique Torres
18:00 UT17:06 UT + 17:09 UT
Rosario SF, Argentinien
Aldo Kleiman
17:00:00 UT17:00:00+17:02:30 UT13:00 - 18:00 UT

überlagerung von Einzelaufnahmen und die sich daraus ergebende Sonnenparallaxe

Wenn zwei eingenordete Fotos überlagert werden, die gleichzeitig aufgenommen wurden, zeigt das zusammengesetzte Bild Merkur an zwei etwas unterschiedlichen Positionen relativ zur Sonne. Dieses Phänomen wird dadurch hervorgerufen, dass Merkur und die Sonne verschieden weit von der Erde entfernt sind. Etliche Aufnahmen unserer Teilnehmer haben so gute Qualität, dass sie geeignet sind, diesen sogenannten Parallaxeneffekt von Merkur zu zeigen.
Parallaxeneffekt 13:00 UT
Gifhorn, Deutschland - Bariloche, Argentinien
gemessen auf diesem kombinierten Bild:
πS=12.9"
Parallaxeneffekt 13:30 UT
Bamberg, Deutschland - Rosario SF, Argentinien
gemessen auf diesem kombinierten Bild:
πS=13.3"
Parallaxeneffekt 13:30 UT
Weimar, Deutschland - Bariloche, Argentinien
gemessen auf diesem kombinierten Bild:
πS=11.7"
Parallaxeffekt 17:00 UT
Medellin, Kolumbien - Rosario SF, Argentinien
gemessen auf diesem kombinierten Bild:
πS=9.4"
Diese Bilder zeigen den Parallaxeneffekt in der richtigen Größenordnung. Offensichtlich aber streuen die daraus abgeleiteten Messwerte der Sonnenparallaxe stark. Das liegt daran, dass Merkurs Positionen relativ zur Sonne nicht genau gemessen werden können: Weder der Radius der Sonne, noch die Orientierung der Bilder und die Pixelpositionen der Mittelpunkte von Merkur und der Sonne können exakt gemessen werden.

Beobachtungen des Transits durch das Solar Dynamics Observatory (SDO)

Der Einfluss der oben beschriebenen Unsicherheiten ist umso größer, desto kleiner der zu messende Winkel ist, d. h. desto kleiner der Abstand der beiden Beobachtungsorte ist. Aber auf der Erde kann dieser Abstand nicht größer als zwei Erdradien RE sein. Deshalb waren wir froh, die Transitfotos zu finden, die das Solar Dynamics Observatory (SDO) aufgenommen hatte. Dieses Teleskop umkreist die Erde auf einem geosynchronen Orbit, dessen Radius etwa sechsmal so groß ist wie der Erdradius. Das SDO ermöglichte uns dadurch Parallaxenmessungen mit einer Basislänge von etwa 6RE.
Auf den SDO-Bildern zeigt die Rotationsachse der Sonne nach oben. Um sie einzunorden, müssen sie also um etwa 22.4° entgegen dem Uhrzeigersinn gedeht werden.

überlagerung der SDO-Bilder,
die am nächsten zu den vereinbarten Zeitpunkten
aufgenommen wurden
Ausgerichtet auf den Himmelsnordpol und
beschränkt auf nur ein Bild pro Zeitpunkt
Ergebnisse der Positionsmessungen,
die im Folgenden verwendet werden
Die SDO-Bilder sind für unser Ziel perfekt, da sie nicht durch die Atmosphäre beeinträchtigt sind und ihre Orientierung genau bekannt ist.

Kombination von Merkurpositionen, die auf erdgebundenen Fotos und auf SDO-Bildern gemessen wurden

Gifhorn, Deutschland - SDO 13:30 UTBariloche, Argentinien - SDO 14:30 UT
Diese Beispiele von überlagerungen von Fotos unserer Teilnehmer mit solchen des SDO zeigen parallaktische Verschiebungen von Merkur, die viel größer sind als die auf Bildern, die mit "erdgebundenen" Fotos unserer Teilnehmer erzeugt wurden.

Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse, die aus der Kombination vollständiger Serien von Projektfotos mit der entsprechenden SDO-Serie abgeleitet wurden. Dabei sind nicht nur die Unsicherheiten der einzelnen Vergleiche kleiner als bei den erdgebundenen Messungen. Die ganzen Serien ermöglichen darüber hinaus eine statistische Auswertung und eine einfache Abschätzung der Standardabweichung.

Beobachter
und ihre Standorte
überlagerung ihrer Serien
mit der SDO-Serie
Messergebnisse für die
Sonnenparallaxe
Mittelwert der Sonnenparallaxe
und seine Standardabweichung
(abgeleitet aus den Werten der Linefits)
Altenholz, Deutschland
Rainer Anton
πS = 9.1" ± 0.7"
Bariloche, Argentinien
Guillermo Abramson
πS = 9.0" ± 0.4"
Daytona Beach, Florida, USA
Christian Lockwood
(Mit der Bildorientierung vor 16:00 UT
war etwas nicht in Ordnung.)
Beschränkung auf die Messungen nach 16:00 UT führt uns zu
πS = 8.4" ± 0.6"
Gifhorn, Deutschland
B. Brandt
πS = 9.1" ± 0.3"
Medellín, Kolumbien
Enrique Torres
πS = 10.8" ± 0.5"
Rosario SF, Argentinen
Aldo Kleiman
πS = 10.2" ± 0.4"

Schlussbemerkungen

Aus unseren Beobachtungen und ihrer Auswertung ergibt sich, mit nur kleiner Unsicherheit, folgender Messwert für die Sonnenparallaxe:
πS = 9.1".
Die mittlere Entfernung dE zwischen Erde und Sonne beträgt demnach
dS = RES = 22700RE = 145 000 000 km.
Natürlich wussten wir das alle schon vor dem Projekt. Aber jetzt wissen wir nicht nur den Zahlenwert, sondern kennen auch eine Methode, ihn selbst zu bestimmen. Und wir haben einen Eindruck von den Schwierigkeiten bekommen, zu einem überzeugenden Ergebnis zu gelangen - selbst mit moderner Kommunikation und Ausrüstung. Die grundlegende Idee, wie Transits ausgenutzt werden können, um die Entfernung zur Sonne zu bestimmen, hatte Edmund Halley während der Beobachtung des Merkurtransits im Jahre 1677. Für die folgenden Generationen erwies es sich jedoch als extrem schwierig, zu einem Ergebnis zu kommen (und eine Einigung über den genauen Zahlenwert zu erzielen). Wir können nun verstehen, warum die Sammlung geeigneter Beobachtungsdaten und die Auswertung der Messungen Jahrzehnte beanspruchte. "Wir stehen auf den Schultern von Riesen."

Einer unserer Teilnehmer, Aldo Kleiman, antwortete auf diese Bemerkungen folgendermaßen: "Der Anblick des Himmels kann voller Schönheit sein, die wissenschaftliche Untersuchung mathematischer Beziehungen vielleicht noch mehr. Zweifellos wohnt auch dem Internetprojekt "Der Merkurtransit 2019" Schönheit inne." (Danke!) "Ich warte noch auf den Abschlussbericht."

Hier ist er!


Editor: Udo Backhaus
 last update: 2021-04-02