Beobachten, Fotografieren und Auswerten des

Merkurtransit 2019

(der letzte bis 2032)

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Einleitung

Am 11. November 2019 wird zwischen 12:40 UT und 18:09 UT ein winziger schwarzer Fleck über die Sonnenscheibe ziehen: Dabei handelt es sich um einen Merkurtransit, ein ziemlich seltenes Ereignis. Der erste Teil des Transits wird von Europa und Afrika aus zu beobachten sein, sein Ende von Nordamerika aus. Der ganze Transit ist nur von Südamerika aus sichtbar.

Die Tagseite der Erde (nur von dort aus kann der Transit beobachtet werden), wenn der Transit ...
Animation
mit Δt=30 min
... beginnt (12:40 UT) ... endet (18:09 UT)

Transits von Venus und Merkur spielten in der Geschichte der Astronomie eine wichtige Rolle, weil sie eine Möglichkeit boten, die Entfernung zwischen Sonne und Erde, die sogenannte Astronomische Einheit (ae), genau zu messen. Dieser Aspekt hat heute keine wissenschaftliche Bedeutung mehr. Trotzdem sind Beobachtung und Auswertung von Transits noch immer von herausragender didaktischer Bedeutung, weil dabei ein zentrales astronomisches Experiment nachvollzogen werden kann, das während des 18. und 19. Jahrhunderts so viele der besten Wissenschaftler beschäftigte. War es früher dazu nötig, weltweite Expeditionen zu planen und durchzuführen, so kann die nötige Zusammenarbeit heute über das Internet erfolgen. Die Planetenpositionen können auf Fotos gemessen und die ziemlich komplexe Auswertung der Messwerte mit übersichtlichen Computeralgorithmen durchgeführt werden.

Aus diesen Gründen nutzten wir in den vergangenen Jahren die Transits von Venus (2004 und 2012) and Merkur (2016), um Projekte mit dem Ziel zu organisieren, "eigene" Messwerte für die Entfernung zur Sonne zu gewinnen. Der bevorstehende Merkurtransit wird bis 2032 der letzte sein. Deshalb wollen wir die "letzte" Chance nutzen, die Messung der ae anhand eines Planetentransits zu wiederholen, der von großen Teilen des amerikanischen Kontinents aus (fast) vollständig zu beobachten sein wird. Für Europa werden die Bedingungen deutlich schlechter sein: Die Sonne wird bereits gegen 15:30 UT untergehen, und die Wahrscheinlichkeit für einen bedeckten Himmel ist im November ziemlich hoch.

Der wesentliche Effekt, der gemessen werden muss, ist die parallaktische Verschiebung des Planeten. Das bedeutet, dass Merkur genau zeitgleich von Orten aus vor der Sonne fotografiert werden muss, deren Entfernung voneinander möglichst groß sein sollte. Um Merkurs Position relativ zur Sonne bestimmen zu können, muss die Orientierung der Sonne auf den Fotos sehr genau bekannt sein oder bestimmt werden können.

2019 wird Merkurs Entfernung von der Erde größer als im Jahr 2016 sein. Seine scheinbare Größe und der Parallaxeneffekt werden deshalb kleiner und die Messungen deshalb noch kritischer sein als vor drei Jahren. Das folgende Bild veranschaulicht den Effekt:

Die Größe des Parallaxeneffekts
Venus 2012
Essen - Melbourne
Merkur 2016
Hannover - Caracas
Merkur 2019
Hannover - Caracas

Einige Teilnehmer unseres Transitprojekts 2016 werden versuchen, die dabei gemachten Beobachtungen und Messungen zu wiederholen. Aber wir hoffen, dass diese "Ausgangsgruppe" während der folgenden Monate viel größer wird.

Alle, die an systematischen Beobachtungen und Auswertungen beim Merkurtransit Interesse haben (Schüler, Studenten, Lehrer, Amateure, professionelle Astronomen, ...) sind eingeladen, an unserem Projekt teilzunehmen und mit dem Editor dieser Seite Kontakt aufzunehmen.


Editor: Udo Backhaus
 last update: 2023-06-12